Japanische Kriminalromane sind unter Bücherfreunden längst kein Geheimtipp mehr. Keigo Higashino ist ein guter Grund für diesen neuen Status.
Egal ob als Buch oder in bewegten Bildern, die meisten Kriminalgeschichten ziehen ihre Spannung daraus den Leser bzw. Zuschauer bei der Lösung des Falls mitraten zu lassen. Der Autor spinnt seine Geschichte rund um den Ermittler, in dessen Perspektive sich der Leser hineinversetzen soll und so an der Lösung des Falls mitarbeitet. Autoren, die provozieren wollen, drehen das Spiel manchmal auch um. Sie schreiben dann aus der Perspektive des Täters. Aber wenige klären den Mord schon auf den ersten Seiten auf.
Im Fernsehen waren die zahlreichen Columbo-Verfilmungen mit dem unvergleichlichen Peter Falk als Inspektor der Beweis, dass auch diese Art der Geschichte dauerhaft funktionieren kann. Regelmäßig geschah dort der Mord bereits in den ersten fünf Minuten, noch bevor der tapsig, aber brillante Inspektor seinen ersten Auftritt hatte.
Auch in Böse Absichten enttarnt der japanische Autor Keigo Higashino recht früh den Täter. Aber zu diesem Zeitpunkt weiß der Leser längst, dass sich das Lesen dennoch lohnt. Setzt sich der Roman doch aus schriftlichen Aufzeichnungen der beiden Hauptakteure zusammen. Und schon mit dem ersten Teil, der Schilderung von Osamu Nonoguchi, führt Higashino den Leser auf die falsche Fährte, in dem er den Täter den Mord am Bestsellerautor Hidaka aus eigener Sicht beschreiben lässt. Das eben dieser sich schnell als eigentlicher Täter herausstellt, kann Inspektor Kaga schnell herausfinden.
Was folgt sind die Suche nach dem Motiv, die Kaga tief in seine gemeinsame Vergangenheit mit Nonoguchi führt. Der ist zwar geständig, aber zu Anfang möchte die Polizei einfach sicher gehen vor Gericht auch das Motiv präsentieren zu können, falls Nonoguchi sein Geständnis widerruft. Als Kaga schließlich das Motiv präsentieren kann, sind seine Vorgesetzten eigentlich ganz zufrieden. Nur Kaga selbst ist es nicht. Er hat Blut gewittert und je tiefer er gräbt, desto mehr zweifelt er daran, dass das Motiv nicht doch eine weitere Finte des Täters ist. Doch warum sollte der sein wahres Motiv verbergen wollen?
Im Stile eines Briefromans führt Higashino den Leser tief in eine Kriminalgeschichte hinein, der es an Wendungen wahrlich nicht mangelt. Dabei ist jede Wendung glaubhaft, so sehr sich das neue Bild auch von jenem unterscheidet, das es widerlegt. Zwischen Polizist und Täter entspinnt sich ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel, das den Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesselt.
Ein durch und durch gelungener Kriminalroman.
Diese Rezension hat dich neugierig gemacht, dann unterstütze Denkzeit doch, in dem du über diesen LinkThomas Matterne schreibt Geschichten seit er schreiben kann. Sein erster beruflicher Weg führte ihn jedoch in die Online-Redaktion eines Fernsehsenders. Während er jetzt eher im Bereich PR und Marketing unterwegs ist, ist er aber ebenso ein leidenschaftlicher Blogger.