Lesen, eine in Vergessenheit geratene Gewohnheit

Wie weit weg die Zeiten erscheinen, in denen die Jugendlichen und die Erwachsenen noch gelesen haben, um sich zu bilden.

Die erste Annäherung an die Lektüre gleicht der Art des Lernens der Sprache der Eltern und kann die dem Kind innewohnende Neugier befriedigen. Das Lesen können ist die Basis der Kultur in Völkern und in der Kindheit.

Lesen erlaubt es zu lernen, zu erfahren und Verbindung aufzubauen zu anderen Menschen, anderen Kulturen und vielfältigen Interessen, und das wiederholte Lesen sollte es erlauben, Texte klar zu verstehen.

Die moderne Technologie hat unendlich viele Wege entwickelt, uns Bücher und Gedrucktes aus der ganzen Welt näher zu bringen, einfach und schnell, ohne reisen zu müssen.

Ich finde es bedauerlich festzustellen, dass, während wir der Kultur und dem Wissen unserer Welt am nächsten sind, weniger gelesen wird, die gelesenen Texte nicht verstanden werden und es kein Interesse an der Vergangenheit gibt, als ob das einzig Wahre das gerade eben Erzeugte sei. Man sollte erkennen, dass das soeben Erzeugte auf das basiert, was es früher gab und dass die Bewältigung des Neuen auf sehr alten Grundfesten entsteht.

Die Liebe zum Lesen und das Wissen ist etwas, was langsam geweckt werden will mittels der Motivation oder der Befriedigung der Interessen der Kinder.

Claudio Rigo-Righi Abascal

Meine Überzeugung ist es, dass ein wichtiger Grund für die schlechte und arme Leseleistung des Großteils der Jugend in der äußerst schlechten Auswahl der Texte liegt, die in den ersten Leselernetappen verwendet werden.

Eine Gruppe älterer Menschen (meistens ohne pädagogische Vorbereitung) entscheiden, gemäß ihren eigenen Interessen oder politischer Orientierung, was sie Kindern in den Schulen vorschreiben, zu lesen.

Die Liebe zum Lesen und das Wissen ist etwas, was langsam geweckt werden will mittels der Motivation oder der Befriedigung der Interessen der Kinder. Mit der großen Vielfalt und Menge an Texten, die es gibt, sollte es (für einen guten Dozenten) ein Leichtes sein, Kinder an Bücher heranzuführen, die deren Interessen und Alter entsprechen.

Der Verlust des Erstaunens

Nun, in der heutigen Welt gibt es viele Faktoren, welche den Beginn der Lesekompetenz torpedieren, unter anderem:

Die Berufstätigkeit beider Eltern, das erschwert es ihnen, die Kinder an Lektüre heranzuführen, die ihren Interessen entspricht, abgesehen davon, dass die Eltern selbst keine lesenden Vorbilder sind, da ihnen keine Zeit dafür bleibt.

Der Verlust des Erstaunens- heute gibt es sehr wenige Personen, die über Dinge verblüfft sind. Wir gehen davon aus, dass alles, was es gibt, so sein und funktionieren müsse, ohne dass wir einen Augenblick darüber nachdenken, wie viele Jahre und Jahrhunderte an Entwicklung hinter den einfachen Dingen stehen. Zum Beispiel: Einen Wasserhahn in unserem Haus oder Apartment öffnen, uns in unser Auto setzen und an einen anderen Ort reisen. Denken Sie einen Moment lang darüber nach, was alles in jeder dieser einfachen Aktionen, die wir täglich verrichten, beteiligt ist.

Ein weiterer der schweren Angriffe auf das Lesen ist die Unmittelbarkeit, da niemand bereit ist, einen Brief zu senden und auf die Antwort viele Tage später zu warten, man versendet eine E-Mail oder einen Telefonanruf, um die Antwort unmittelbar zu erhalten. Die Konsequenz ist, dass es eine geringere Schreibfähigkeit und daraus resultierend eine geringere Lesefähigkeit gibt. Die Schüler lesen normalerweise kein Buch, sie lesen eine Zusammenfassung oder sehen einen im Zusammenhang stehenden Film (meistens ohne textgetreue Wiedergabe).

Die extreme Spezialisierung der Fachkräfte bewirkt, dass die allgemeine Kultur beiseitegeschoben wird, um sich nur einem spezifischen Punkt eines punktuellen Sachgebiets zu widmen.

Heute ist es üblich, dass Menschen diese oder jene Tatsache kritisieren und beurteilen, nur aus der aktuellen Perspektive und dem derzeitigen Wissensstand, ohne zu erkennen, welche die wahren Umstände sind, in denen die Tatsache zustande kam.

Dieser Beitrag hat in der Redaktion von DenkZeit eine kleine Diskussion ausgelöst. Soledad Marquez schrieb daraufhin eine Erwiderung auf Claudio Rigo-Righi Abascal Artikel. Lesen Sie hier Lesen – neue Zeiten, neue Formen

Die Redaktion